Besuch beim Puppendoktor
Meine große Tochter liebt ihren Teddybären. Nichts wird mehr bespielt, geliebt und vergöttert, als dieser Teddy. Es vergeht kein Tag an dem das Bärchen nicht in ihrer Nähe gesichtet wird. Selbst eine wunderschöne Puppe, die wir ihr geschenkt haben, konnte dem Teddy den Rang nicht ablaufen. Jeden Tag schläft er in ihrem Arm und wird morgens liebevoll angezogen. Wenn wir uns für einen Spaziergang fertig machen, müssen wir immer genügend Zeit auch für das Anziehen des kleinen Teddys einplanen. Inzwischen ist er fester Bestandteil der Familie und begleitet uns zum Einkaufen, Kinderarzt oder in den Wald. Leider verletzt sich so ein kleiner Bär auch einmal. Seit geraumer Zeit hat er ein Loch im Fuß und meine große Tochter kann das nicht gut sehen. Also haben wir gestern beschlossen, dass er dringend zum Puppendoktor muss.

Das Loch muss genäht werden. Natürlich darf es dem Teddy nicht wehtun und so bekommt er zuerst einmal eine Spitze. Das übernimmt die Puppenmama, denn bei ihr fühlt er sich schließlich am wohlsten. Danach wird genäht und auf Puppenmamas Schoß ist es auch gar nicht so schlimm.

Im Anschluss daran kommt ein bisschen Salbe und ein dicker Verband drüber. Nun muss er noch ein bisschen geschont werden und dann darf er wieder toben.

Meine Tochter ist bei dem Prozedere ganz aufmerksam und beobachtet jede Handlung sehr genau, als würde sie gerade an der Stelle des Teddys sein.

Es gibt ein wunderschönes Kinderbuch "Beim Puppendoktor" von Ingeborg Meyer- Rey und Walter Krumbach. Tatsächlich ist das Buch schon 1955 erschienen und nun vom Beltz Kinderbuchverlag wieder neu aufgelegt worden. Es ist in Reimform geschrieben und für Puppenmamas ein echtes Muss. Meine Tochter liebt es sehr und es muss natürlich zu diesem besonderen Anlass gemeinsam gelesen werden.

Für Kinder sind Puppen und Kuscheltiere eines der wichtigsten Spielzeuge überhaupt. Es ist jemand der immer zur Verfügung steht, einen nie alleine lässt und mit dem man über alles sprechen kann, der aber auch mal wütend weggeschmissen wird, um hinterher liebevoll in den Arm genommen zu werden. Kinder verarbeiten mit ihnen im Spiel Eindrücke, die sie über den Tag erfahren haben.
Besonders Puppen haben für viele Kinder einen hohen Stellenwert, da sie das Abbild des Menschen sind. Kinder sehen sich in ihnen und haben das Gefühl, ihnen ihre Welt mitteilen zu wollen. Daher ist es auch sinnvoll, wenn Jungen Puppen haben dürfen. Natürlich ist es hier wichtig, dass die Eltern keine Zweifel daran haben, dass es in Ordnung ist, wenn Jungen mit Puppen spielen. Das wiederum kann sich sonst auf die Kinder übertragen und die Puppe wird keine große Rolle spielen.
Im Umgang mit Puppen und Kuscheltieren müssen wir Eltern behutsam sein. Den geliebten Teddy einfach in die Waschmaschine zu werfen, ist für Kinder genauso schlimm, als würde man ein Haustier darin waschen. Für unsere Sprößlinge stehen geliebte Puppen oder Kuscheltiere mit Lebenwesen auf einer Stufe. Besonders, wenn sie noch sehr klein sind, ist es für sie schwer nachvollziehbar, wenn wir grob damit umgehen.

Puppen uns Kuscheltiere können in der Kleinkindzeit zum allerbesten Freund werden. Und auch ich erinnere mich gerne an meine Puppen, die ich bis heute nicht einfach wegwerfen kann, weil sie mir damals so ans Herz gewachsen sind.