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Marietheres

Die Phasen der Sprachentwicklung Teil 4: Wörter, Wörter und noch mehr Wörter (1,6 bis 2 Jahre)

Viele Wörter werden verstanden

In dieser Phase versteht das Kind schon viel mehr als es bisher sprechen kann. Das sind nun ungefähr 180 Wörter. Während es vorher meist noch den Gegenstand zum Wort sehen musste, versteht es viele der erlernten Wörter auch ohne dass es dazu den konkreten Gegenstand sieht.



Neue Laute kommen hinzu

Auch der Stimmtrakt hat fleißig weiter trainiert und nun kann das Kind die Laute d, t und n bilden und verwendet die Laute m, p und d schon richtig in den Wörtern. Betrachtet man einmal die Laute, die es nun schon kann, so sind es diese, die es am besten an seinen Gesprächspartnern sehen kann, weil sie alle mit den Lippen oder vorne mit der Zunge gebildet werden. Bereits jetzt weiß es, dass die Laute eine unterschiedliche Bedeutung haben und es beispielsweise ein anderes Wort ergibt, wenn ich Tanne statt Kanne sage. Jedoch muss es aber mit den wenigen Lauten, die es bereits kann, kommunizieren. Und an dieser Stelle werden unsere Kinder kreativ und ersetzen Laute oder machen sich das Wort ein wenig kürzer, damit sie es sprechen können. Aber trotzdem bleibt es das Klangbild so dass wir es meist mit ein wenig Übung gut verstehen können. So werden jetzt noch Laute ausgelassen wie bei nane statt Banane oder es kommen Laute hinzu oder werden vertauscht z.B. mimi statt Milch

Mit 18 Monaten purzeln fast täglich neue Wörter aus dem Mund des Kindes. Es kann unglaublich schnell neue Wörter abspeichern.



Mit Zweiwortsätzen auf dem Weg zum Satz

Jetzt hat es auch das Prinzip des Satzes verstanden. Natürlich kann es in dieser Phase noch keine ausgefeilten Sätze bilden. Aber es reiht einfach zwei Wörter so aneinander, dass seine Aussage verständlich ist. Ob es eine Frage, eine Bitte oder eine Aufforderung damit ausdrücken möchte, regelt es einfach über die Betonung. Wenn es also eine Frage stellt, dann geht beispielsweise die Stimme einfach am Ende des Satzes nach oben wie zum Beispiel „Mama weg?“ Es beginnt sogar schon allmählich die Verben also Tätigkeitswörter zu beugen. Dabei verwendet es meist immer eine Form wie zum Beispiel „ich mach“ „du mach“ „wir mach“ usw.



Unsere Aufgabe in dieser Phase


Keine Babysprache

Wie niedlich klingen so manche Wörter aus dem Mund unserer Kinder und man ist geneigt das ein oder andere Wort vielleicht genauso zu sprechen oder selbst in einfache Kindersprache zu verfallen und beispielsweise zu sagen: „Komm wir machen Badebade“ oder „Schau dort ist ein Wauwau“. Zum einen ist das für das Kind irritierend, weil es ja sonst auch die Wörter richtig von uns hört und zum anderen hat es nun kein Vorbild an dem es lernen und die Wörter mit der Zeit auch richtig aussprechen kann. Aus diesem Grund ist es wichtig, trotz aller Niedlichkeit die richtigen Wörter zu verwenden. Natürlich sprechen wir auch jetzt noch in einfachen Sätzen, aber eben mit der richtigen Aussprache.


Das gesprochene Wort gilt

Kinder lernen, dass zu einem Gegenstand oder zu einer Handlung ein bestimmter Begriff gehört, mit einem bestimmten Lautbild. Das ist immer so, da gibt es keine Ausnahme. Dies schafft für das Kind eine klare Ordnung in der Welt. Eine Katze ist eine Katze, ein Hund ist ein Hund. Das Kind spürt also, dass seine Welt geordnet ist und es sie verstehen kann. Aus diesem Grund möchte das Kind auch spüren, dass unsere Worte der Wahrheit entsprechen. Das heißt, dass wir genau das was wir sagen auch meinen oder tun. Im Alltag ist dies jedoch nicht immer so einfach, denn es verlangt konsequentes Handeln zu unseren Worten. Nehmen wir ein typisches Beispiel: Meine Tochter sitzt mit uns im Auto und wir sind auf der Fahrt zu einem Familientreffen. Nachdem ihr langweilig wird, beginnt sie laut zu schreien und mit den Füßen gegen den Fahrersitz zu treten. Weder ihr Bruder kann jetzt noch schlafen noch ihr Vater kann bei diesen Tritten gut Auto fahren. In meiner Wut über ihr Verhalten drohe ich, dass wir sonst umkehren, wenn sie nicht aufhört. Doch eigentlich bin ich gar nicht bereit umzudrehen, weil ich mich auch auf den Ausflug freue. Also fahren wir weiter und das Gesagte hat keine Bedeutung bzw. fast schon eine gegenteilige Bedeutung. Nun könnte man meinen, das passiert eben mal. Doch was bedeutet es für das Kind? Es spürt dass die Worte nicht mit den Taten übereinstimmen. Es kann also meinen Worten nicht vertrauen und damit beginnt das Gefühl, eine wohlgeordnete und durchschaubare Welt zu haben, für das Kind zu bröckeln. Doch genau dieses Gefühl ist nicht nur für seine Sprachentwicklung wichtig sondern auch für seine psychische Entwicklung. Es ist also sinnvoll, sich selbst den Grundsatz aufzuerlegen, dass Wort und Handlung übereinstimmen und bestenfalls erst in Ruhe (auch in der größten Wut) eine sinnvolle Konsequenz zu überlegen, bevor man sie ausspricht.



Wörter lernen im Alltag

Auch in dieser Phase erlernt das Kind seine Wörter durch das Gespräch mit uns in den verschiedensten Alltagssituationen. Fast alle Situationen laden dazu ein und für das Kind lohnt es sich diese zu ergreifen. Ein Beispiel ist das gemeinsame Essen. Nachdem ich bei meiner Tochter von Brei auf feste Nahrung übergegangen bin, habe ich ihr zu Beginn des Essens immer erzählt was es heute gibt. Schon nach kurzer Zeit hatte sie dabei so viel Spaß, dass sie immer etwas von ihrem Essen gezeigt hatte und ich es benannt habe. Danach probierte sie es. Sie lernte also das Aussehen, den Begriff und zum Schluss wie es schmeckt und wie es sich im Mund anfühlt. All das wird zusammen mit dem Begriff im Gehirn abgespeichert. Ähnliche Situationen hat man beim gemeinsamen Kochen, beim Waschen und Anziehen oder bei Spaziergängen. Wie es bereits im 3. Teil deutlich wurde, sorgen meist die Kinder für das Gespräch und wir greifen es auf. Für uns Erwachsene lohnt es sich aber die gemeisamen Situationen unter dem Blickwinkel der Sprachentwicklung zu sehen und schon entstehen die schönsten Sprachspiele.


Gemeinsame Bücherzeit

Auch jetzt dominieren noch Bilderbücher mit Bildern aus dem Alltag. Sie dürfen aber kleine Sätze dazu haben. Doch auch jetzt bevorzugen die Kinder die Geschichten die man sich selbst zu den Bildern ausdenkt oder es entsteht ein Gespräch zu den Bildern und meist zu erlebten Situationen aus dem Alltag.


Alltagssituationen mit Sprüchen und Reimen auflockern

Kinder lieben Sprüche und Reime. So kann man in den Alltag immer wieder kleine Fingerspiele oder auch Kniereiterspiele wie z.B. Hoppe hoppe Reiter einbauen. Besonders unbeliebte Situationen wie zum Beispiel das Zähne putzen, Hände- und Mund waschen usw. können durch Reime aufgelockert werden. Ein paar Beispiele stelle ich morgen dazu vor.



Literatur:


Dhorn, Christel: Spiel mit mir Sprich mit mir. Spiele zur Sprachentwicklung vom Kleinkind bis zum Grundschulalter. Verlag freies Geistesleben. Stuttgart. 2002


Näger, Sylvia: Literacy. Kinder entdecken Buch-, Erzähl- und Schriftkultur. Herder Verlag. Freiburg im Breisgau. 2017. 6. Auflage


Patzlaff, Rainer: Sprache das Lebenselixier des Kindes. Moderne Forschung und die Tiefendimension des gesprochenen Wortes. Verlag freies Geistesleben. Stuttgart. 2017

Pickler, Emmi: Friedliche Babys zufriedene Mütter. Pädagogische Ratschläge einer Kinderärztin. 2013. 4. Auflage. Verlag Herder GmbH. 2013

Wendlandt, Wolfgang: Sprachstörungen im Kindesalter. Thieme Verlag. 1995

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