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Ein Frühlingstisch als Ausflugstagebuch


Seit geraumer Zeit habe ich mir angewöhnt, am morgen mit meinen Kindern einen Spaziergang in die Natur zu unternehmen. Entweder gehen wir auf eine Wiese, ans Wasser oder in den Wald. Bei unserem ersten Besuch auf der Wiese kam die Idee, einen Blumenstrauß zu pflücken. Daraus entstanden ein Blumenkranz und ein Strauß. Nachdem wir unseren Ostertisch abgeschmückt hatten, war das die passende Gelegenheit, ihn wieder neu zu gestalten. Und so haben wir das Ritual etabliert, jeden Tag etwas von unserem Ausflug mitzubringen.

Und täglich wächst unser Frühlingstisch. Hinzu kamen Kirschzweige mit ihren wunderschönen Blüten, immer wieder ein frischer Blumenstrauß und Moos als weicher Boden für unsere Schätze.

Plötzlich haben wir Dinge entdeckt, die uns sonst vielleicht gar nicht aufgefallen wären. So haben wir an einem Tag leere Schneckenhäuser gefunden, die nun alle einen Platz zwischen und auf dem Moos gefunden haben. Nachdem wir an einem Abend eine Zwergengeschichte gelesen hatten, haben wir am nächsten Tag eine kleine Zwergenfamilie gefilzt. Und schon war für den kommenden Ausflug die Suchaufgabe klar: Wir brauchen ein Häuschen aus Rinde und ein kleines Bettchen für das Zwergenbaby.


Als ich an einem Abend ein paar Vogeljunge gefilzt hatte, wurden am nächsten Tag Birkenzweige gesammelt und die Kleinen bekamen ein Nest.



Es ist erstaunlich wie viel Freude diese gemeinsame Tätigkeit mit sich bringt. Meine Tochter sucht mit Feuereifer nach ausgelesenen Dingen und ich freue mich darauf mit ihr unseren Tisch damit zu erweitern. Mit einem Mal nimmt man die Schönheit der Natur, die sie gerade im Frühling bietet, besonders wahr. Und ganz nebenbei lernt meine Tochter eine Birke von einem Kirschbaum zu unterscheiden und kommt schon bald mit dem Satz „Mama ich habe einen Strauß voller Gänseblümchen, Löwenzahn und Wiesenschaumkraut gesammelt.“ Die letzte Blumenart spricht sie noch nicht ganz perfekt aus, aber unterscheiden kann sie alle auf Anhieb. Sie erweitert stätig ihren Wortschatz mit unseren kleinen Erkundungen und dies auf höchst sinnliche Art und Weise, indem sie an den Blumen riecht, ihr Aussehen studiert und die Stimmung, die die Natur auf uns ausübt, in sich aufnimmt. Eine bessere Wortschatzübung im Sinne der Sprachentwicklung gibt es nicht. Während man früher davon ausging, dass es im Gehirn eine Art Lexikon gibt, das alle Wörter speichert, weiß man heute, dass der Sprachbereich viel mehr ein Netzwerk aus unterschiedlichen Verknüpfungen ist. So wird beispielsweise das Wort "Gänseblümchen" im Gehirn abgespeichert und verknüpft mit dem Bild vom Gänseblümchen, mit dem Geruch und vermutlich sogar mit der Bewegung die das Kind macht, um diese Blume anzuschauen oder zu pflücken. Je mehr Verknüpfungen mit einem Begriff verbunden sind, desto besser ist er verankert und abrufbar.

Wenn so ein Tisch übers Jahr fortgesetzt wird, bahnt man auch automatisch ein Gefühl für die Jahreszeiten an. Zum einen werden die Veränderungen besonders auf dem Tisch sichtbar und zum anderen beschäftigen wir uns viel intensiver mit den Jahreszeiten, wenn wir passende Dinge dazu sammeln.

Unser Tisch funktioniert ähnlich wie der Jahreszeitentisch den man beispielsweise aus der Waldorfpädagogik kennt. Was diesen Tisch alles schmücken kann, zeigt euch meistens die Natur selbst. Viele Anregungen dafür findet ihr aber auch im Netz. So könnten beispielsweise noch Blumenkinder, Zwerge, gefilzte Käfer usw. hinzu kommen.



Hier ein paar Anleitungen von unserem Tisch


Zwerge filzen:

Ihr braucht:

- farbige Märchenwolle

- Nadel zum Trockenfilzen

Ihr beginnt mit dem Kopf und formt eine kleine Kugel aus Wolle. Anschließend wird sie am "Hals" mit der Nadel gefilzt sodass die Kugel hält. Nun legt ihr mehrer Stränge an den Hals und filzt sie fest. Anschließend werden so viele Stränge dazu gelegt und angefilzt, bis die Figur gut stehen kann. Mit einer anderen Farbe kann man noch einen Mantel befestigen. Zum Schluss kommt die Zwergenmütze. Dazu braucht ihr einen ca. 2cm dicken Strang Wolle, der so lang ist, dass er reichlich am Kopf anliegt. Diesen legt ihr nun am Kopf an und filzt ihn dort fest. Zum Schluss wird der Strang an den Enden zusammengefilzt sodass eine Spitze entsteht.


Ein Nest aus Birkenzweigen bauen:



Ihr braucht:

- frische v.a. dünne Birkenzweige


Zuerst windet ihr einen Kranz. Dazu verdreht ihr die Zweige ineinander. Zunächst mit zwei und dann kommt immer ein Zweig dazu. Das macht ihr so oft, bis euer Kranz dick genug ist. Als nächstes steckt ihr Zweige quer unten am Kranz fest, sodass ein Boden entsteht. Ist der Boden bedeckt, webt ihr als nächstes Zweige durch die Bodenzweige. Zum Schluss werden überflüssige Enden abgeschnitten und fertig ist das Nest.

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