Graupelwetterstimmung bei den Kindern - was kann mir einen Lichtblick bringen?
Aktualisiert: 6. Mai 2020
Der Tag beginnt mit strömenden Regen und grauem Himmel. Genauso sieht die Stimmung bei meinen Kindern aus. Das große Kind hat eine kuriose Idee nach der anderen. Gefühlt werden sämtliche Grenzen ausgetestet, die es kennt. Spielsachen werden heraus geholt, für einen kurzen Moment angeschaut und schon ist die nächste Sache in den Händen. Dann sind die Dinge interessant, die es eigentlich nicht haben darf, der Laptop könnte einmal einen neuen Platz gebrauchen oder die Vase auf der Kommode könnte man mit halsbrecherischenen Kletterübungen besuchen. In einer Kiste findet sich auch noch eine kleine Schachtel voller Goldglitter und in Sekundenschnelle sind Kind und Zimmer golden. Auch das kleine Geschwisterchen eignet sich gut, um einmal zu schauen, wie weit man als Kind gehen kann. Es bietet sich ja auch förmlich an. So wie es auf seiner Decke liegt und in seiner Unzufriedenheit in den höchsten Tönen quietscht.
Kennt ihr das? Tage, die man am liebsten aus dem Kalender streichen würde? Man fühlt sich ein bisschen wie eine Feuerwehr, die von einem Brand zum nächsten hetzt, damit nicht allzu großer Schaden entsteht. An solchen Tagen fiebere ich nur noch der Abendzeit, wo die Kinder in ihren Betten liegen, entgegen.
Wir erleben immer mal wieder solche extremen Ausnahmetage und dachten, es ist vielleicht schön, eine Ideensammlung zusammenzustellen, die in solchen Momenten ein paar Ruheinseln oder Lichtblicke schafft. Dazu haben wir ganz viel im Freundes- und Bekanntenkreis herumgefragt und euch hier die ersten Spiel- und Kreativideen zusammengestellt.
Vielleicht ist ja etwas für euch dabei oder ihr habt noch ganz neue Ideen, die man wissen sollte. Dann würden wir uns freuen, wenn ihr sie uns mitteilt.
Warum kommt mein Kind gerade nicht ins Spiel?
Bevor ihr loslegt und den passenden Impuls heraussucht, ist es sinnvoll zu schauen, warum euer Kind gerade so "durch den Wind ist".
Eine Bekannte erzählte mir vor kurzem, was sie tut, wenn ihr Kind neben sich steht. "Wenn unser Kind außer Rand und Band ist, dann braucht es Aufmerksamkeit. Ich frage es dann oft, was es gerne machen möchte. Oft reichen schon 10 Minuten Zuwendung und es spielt allein weiter."
Wenn ich bei meinen Kindern schaue, dann ist es manchmal einfach Müdigkeit, weil z.B. der Mittagsschlaf ausfiel oder die Woche so voller Trubel war, dass es nun schwerfällt in ein vertieftes Spiel zu kommen. Da hilft natürlich nur Ruheinseln schaffen und das baldige Bettgehen liebevoll vorzubereiten.
Auch die eigene Anspannung und Ruhelosigkeit kann ein Grund sein. Unsere Gefühle übertragen sich unglaublich schnell auf die Kinder. Sie spüren, wenn wir nicht bei uns sind und reagieren meist ganz ähnlich, wie wir uns fühlen. Wenn mich etwas unglaublich beschäftigt, merke ich das den Kindern sofort an.
Auch das Wetter spielt eine große Rolle. So führte beispielsweise der Wetterumschwung in den letzten Tagen zu den "interessantesten" Ideen bei uns zuhause.
Natürlich gibt es auch Momente, in denen der Grund nicht wirklich deutlich wird. Da hilft nur Ruhe und Geduld.
Und hier nun unsere gesammelten Ideen:
1. Frische Luft - einen Ortswechsel schaffen
Ein besonderer Favorit war und ist es, vielleicht bei euch auch, einfach einmal an die frische Luft zu gehen. Da kann es zuhause noch so unleidig zugehen, sobald Schuhe und Jacke angezogen sind, hellt sich die Stimmung auf. Die andere Umgebung und die frische Luft wirken meistens Wunder. Außerdem gibt es jede Menge neues Spielmaterial, welches zum Spiel anregt.

2. Gemeinsam aktiv werden
Manchmal braucht es für einen kurzen Moment die Führung des Erwachsenen. Da hilft es gemeinsam mit einer Sache zu beginnen. Zum Beispiel kann dazu ein Puzzle herausgeholt werden oder auf einem großen Papier entsteht ein gemeinsames Bild oder eine neue Bastelidee wird gemeinsam ausprobiert.
Besonders schön ist es auch, wenn Dinge von einem Spaziergang oder Ausflug weiter verwendet werden. Zum Beispiel könnt ihr unterwegs Steine sammeln und gemeinsam zuhause anmalen.

3. Eine Rückzugsmöglichkeit schaffen
Manchmal braucht das Kind eine kleinere Umgebung, weil es sich in der eben vorhandenen Situation orientierungslos fühlt. So könnt ihr mit eurem Kind eine Höhle bauen oder eine Kuschelecke gemeinsam einrichten. Ab und zu sucht euer Kind das auch von selbst, dann könnt ihr das gerne unterstützen.

4. Sich selbst eine Tätigkeit suchen
Kinder kommen am Besten ins Spielen, wenn wir Erwachsenen auch etwas tun, wie beispielsweise kochen, backen, Haushaltsdinge oder irgendeine andere Tätigkeit erledigen. Gerade bei den Kleinkindern besteht das Spiel vor allem aus Nachahmung. Entweder sind die Kleinen dann sofort dabei und wollen mithelfen oder sie holen sich ein paar passende Gegenstände und ahmen unsere Tätigkeiten nach.

5. Zauberwasser - Eine Schüssel Wasser wirkt Wunder
Eine schöne Idee, eine "Ruheinsel" zu schaffen, findet sich in dem Buch von Christiane Kutik "Erziehen mit Gelassenheit". Dazu bereitet ihr mit eurem Kind eine Schüssel mit warmen Wasser vor, stellt diese auf einen Hocker und gebt verschiedene Gegenstände dazu.
Beispielsweise kleine Becher, Löffel, kleine Hölzchen, einen Deckel usw. Innerhalb kürzester Zeit ist euer Kind im Spiel vertieft. Ihr solltet zwar damit rechnen, dass es danach ziemlich nass sein wird, aber dafür tief zufrieden.
6. Spielideen, die euer Kind gerne spielt, aufgreifen und anregen
Manchmal reicht es schon einen kleinen Impuls zu geben wie beispielsweise
- Wie geht es denn deinem Püppchen?
- Ich glaube dein Teddybär braucht eine frische Windel und muss langsam in sein Bettchen
- Baue mir doch mal einen richtig großen Turm
- Kannst du uns ein schönes Mittagessen zaubern?
- usw.
Dabei greift ihr die Spiele auf, die euer Kind auch sonst so gerne spielt. Und schon wird z.B. nach dem Püppchen geschaut, es bekommt Milch und eine frische Windel. Die weiteren Ideen kommen von dann allein.

7. Ein neues Spielmaterial bereit stellen
Auch neue Impulse lassen schnell ein vertieftes Spiel entstehen. Dazu eignen sich Gegenstände wie Knöpfe (aber entweder groß genug oder erst ab 3 Jahren), Wolle, Trinkhalme, ausrangierter Schmuck oder was euch sonst noch einfällt.

8. Kuschelzeit
Manchmal hilft bei uns nur eine ausgiebige Kuschelzeit. Dazu verkrümeln wir uns aufs Sofa und blättern durch die Babyalben der Kinder. Sie lieben die Geschichten über sich und kommen so zur Ruhe. Häufig nehmen wir uns noch die Zeit ein Buch vorzulesen und starten dann wieder etwas erfrischt in die nächste Spielerunde.

9. Backen oder Kochen
Wenn die Unruhe so gar nicht vergeht, kann man auch mal eine gemeinsame Back- oder Kochzeit herbeiführen. Dazu ist es sinnvoll etwas herzustellen, wo man mit den Händen richtig arbeiten muss. Dazu eignet sich zum Beispiel Brot backen ganz gut. Der Teig ist fest. Es braucht nur wenige Zutaten und das Kneten mit den Händen ist für Kinder absolut wohltuend und beruhigend. Genauso kann zum frisch gebackenen Brot die Kräuterbutter selbst hergestellt werden. Auch dabei können Kinder schon ganz alleine die Zutaten verkneten.

