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  • AutorenbildMaren

Nur du und ich...

Aktualisiert: 10. Juli 2020

Die Erstgeborenen Kinder haben immer eine besondere Stellung im Herzen der Eltern. Mit ihnen begann sich eine neue Welt für uns zu öffnen. Wie schön war es das kleine Bündel nach der Geburt an sich zu drücken, in die tiefblauen Babyaugen zu blicken und zu spüren wie nah sie einem sind. Jeder Moment war einzigartig und besonders. Jeder Entwicklungssprung wurde viel intensiver wahrgenommen, als es jemals bei den nachkommenden Kindern der Fall ist. Als ich mit meinem zweiten Kind schwanger war, konnte ich mir gar nicht vorstellen, jemals noch jemanden so lieb zu haben wie das erste Kind. Natürlich liebt man die Geschwisterkinder ganz genauso und kaum liegen sie in den Armen ist es unvorstellbar, dass sie irgendwann einmal nicht da gewesen sind. Plötzlich kann man seine Liebe zu den Kindern ganz selbstverständlich teilen.



Was für ein besonderer Moment ist es erst, wenn das Größere dem kleinen Geschwisterchen sanft über das Köpfchen streicht, beim Wickeln hilft oder den Kinderwagen schiebt.

Doch wie geht es unseren Erstgeborenen mit der Geburt eines weiteren Kindes?

Die Psychologin Jirina Prekop beschreibt in ihrem Buch "Erstgeborene" die Situation in der sich unsere "Königskinder" zum Zeitpunkt des Familienzuwachs befinden. Unabhängig von ihrer geistigen Reife, ist es für die Erstgeborenen eines der einschneidensten Erfahrungen in der Kindheit. Die Mittelpunktrolle in der Familie muss es aufgeben für ein kleineres Wesen, was nun zur Familie dazu gehört. "Es ist für das Kind die erste große Lebensprüfung, die es durchzustehen hat. Mit einem Geschwisterchen wird alles anders. Das Vertraute schwindet." (Vgl. Jirina Prekop: Erstgeborene, S. 95) Bis vor kurzem war die Welt nur für ihn da und plötzlich wird auch ein weiteres Kind mit Zuwendung und Liebe bedacht.



Auch wenn wir lange vor der Geburt begonnen haben unsere große Tochter auf das Ereignis vorzubereiten, so konnten wir ihr den Schmerz des "enttrohnt werdens" nicht nehmen. Vielleicht ein bisschen abmildern. Die Bindung besonders zum Papa wurde sehr viel stärker und intensiver. Immer wieder haben wir versucht auch Zeiten einzubinden, in denen unsere Große Exklusivzeit mit einem Elternteil verbringen durfte. Manchmal konnte man richtig fühlen wie sehr sie diese Momente genoss. Inzwischen sind unsere Mädels unzertrennlich und lieben und streiten sich zu jedem erdenklichen Zeitpunkt. Was wäre der eine ohne den anderen. Denn ein Königskind ohne Gefolge hat es auch nicht immer leicht. Durch die Geburt eines Geschwisterchens lernt das Erstgeborene auf natürlichen Weg zu teilen, Frustrationstoleranz, Ehrgeiz und Selbstständigkeit.



Doch hin und wieder nehmen ich mir die Zeit, gehe an einen richtig schönen Ort mit meiner großen Tochter und lasse sie ihre erste Position in der Geschwisterrangfolge spüren. Hier kann sie all die Aufmerksamkeit noch einmal fühlen.



Wir erzählen über ihre Interessen, ihre Fragen und spüren für einen Moment die intensive Nähe. Erstaunlicherweise ist es immer ein ganz besonderer Moment mit ihr. Meist hält diese kurze Zeit lange an und man merkt, wie sie wieder auftankt und die Bindung zueinander stärkt. Natürlich braucht jedes Kind diese exklusiven Momente. Doch gerade unsere Großen müssen manchmal ganz schön schnell groß sein und weil sie bereits selbstständiger sind, die Nähe teilen. Wahrscheinlich wird das mit zunehmenden Alter wieder ausgeglichener aber im Moment genießen wir beide diese Zeiten "Nur du und ich" ganz besonders.


Literatur:

Jirina Prekop: "Erstgeborene- Über eine besondere Geschwisterposition", Kösel Verlag, 2000

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