Kaum ein Leitspruch ist mehr in die moderne Pädagogik von Kindergärten und Schulen übergegangen als der Satz von Maria Montessori "Hilf mir, es selbst zu tun".
Kinder wollen eigenständig werden. Mit all ihrem Tun streben sie nach Autonomie. Unsere Aufgabe als Eltern und Pädagogen ist daher eine Umgebung zu schaffen, in denen Kinder selbstständig und selbsttätig werden können.
Die Idee hinter diesem Konzept ist, dass Materialen und Räume so vorbereitet sind, dass Kinder danach streben können, sich weiterzuentwickeln. Dabei ist es wichtig, dass Materialien und Spielsachen übersichtlich angeordnet sind und einen festen Platz finden, an dem sie immer wieder selbstständig zurückgeräumt werden können.
Altersabhängige Entwicklungsstadien
Nach Maria Montessori gibt es je nach Alter verschiedene Entwicklungsstadien, in denen die Kinder eine besondere Empfänglichkeit für bestimmte Bereiche zeigen und diese sehr intensiv aufnehmen.
Im Alter von 0 bis 3 Jahren beobachtete sie, das Sprache, Bewegung und Ordnung einen hohen Stellenwert einnehmen. Während das ganze Streben des Kindes im ersten Lebensjahr auf der Bewegungsentwicklung liegt und das Kind mit jeder Faser seines Körpers Schritt für Schritt trainiert, um den Körper für den aufrechten Gang vorzubereiten, beginnt im zweiten Lebensjahr die Sprachentwicklung die Vorderhand zu übernehmen. Immer mehr Laute bilden sich und das Kind entdeckt, dass es mit Worten sich verständlich machen kann. Dies wird immer präzisier und komplexer.
Das dritte Lebensjahr ist eines der der prägensten. Nicht nur für das Kind. Auch für uns Eltern beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Das kleine, niedliche Wesen, um das wir uns so intensiv bemühen und kümmern zeigt nach und nach auf, dass es nun autonmom werden möchte und vor allem bestrebt ist, alleine viele Dinge anzugehen und zu erproben. Nicht selten wird dem mit wütendem Geschrei oder entsprechendem Widerstand Ausdruck verliehen. Nun befindet es sich in der sogenannten Trotzphase und diese birgt für alle Mitmenschen große Herausforderungen. Dennoch ist das Kind besonders in dieser Zeit sehr sensibel für das Thema Ordnung. Es liebt Dinge, die eine klare Struktur besitzen und übersichtlich sind. Es sucht danach selbsttätig zu werden. Wir können in diesem Alter also den Grundstein für Ordnung legen, indem wir die Umgebung unserer Kinder dementsprechend anpassen und vorbereiten.
Das Gefühl für Ordnung legen wir in früher Kindheit
Wollen wir, dass unsere Kinder später ein gewisses Maß an Ordnung beherrschen, müssen wir in jungen Jahren den Grundstock dazu legen. Wir müssen durch unsere Vorbildwirkung zeigen, wie Ordnung funktioniert. Es reicht nicht, Kindern dazu zu bringen, dass ein Kinderzimmer aufgeräumt wird. Wir müssen es vorleben, ihnen die Möglichkeit geben selbstständig den Platz für ihre Sachen wiederzufinden. Dazu muss das Zimmer übersichtlich angelegt sein. Die Regale sollten gut sortiert und überschaubar eingeräumt werden und sogenannte Sammelboxen, sollten wenig Raum einnehmen.
Man kann sogar soweit gehen, dass an den Regalböden kleine Bilder des jeweiligen Spielzeuges aufgeklebt werden, dies ist aber an sich nicht notwendig. Kinder lernen sehr schnell, wo etwas seinen Platz hat. Das Aufräumen selbst ist für viele Eltern ein Kraftakt. Dabei hilft meist weder Ermahnen, Strafen oder Schimpfen. Wir müssen selbst mit Hand anlegen und Freude in die Aufräumzeit legen. Sind wir mit einem gewissen Maße an Begeisterung dabei, stecken wir die Kinder an und sie helfen bereitwillig mit die Regale, Schränke oder Kinderküche zu sortieren.
Feste Aufräumzeiten schaffen
Wir haben feste Aufräumzeiten geschaffen, in denen wir gemeinsam alles wieder verstauen, was über den Tag in den Räumen verteilt worden ist. Dazu hilft es die Kinder spielerisch ins Boot zu holen. "Komm bring mal deinen Puppenwagen mit, wir müssen unbedingt all die vielen Sachen wieder im Kinderschrank verstauen." oder "Wollen wir den Schrank einmal wieder richtig schön sortieren, damit man gleich am nächsten Tag alles wieder gut erkennen kann?"
Meine Mädchen benötigen immer einen kleinen Moment bis sie sich ins gemeinsame Aufräumen stürzen, aber wenn sie einmal dabei sind, wird hinterher noch ein Eimer Wasser und Lappen verlangt, damit auch die letzte Ecke von Krümeln und Staub befreit sind. Vor allem wenn Papa dann von der Arbeit kommt, ist es das Erste, was er sich anschauen muss, so stolz sind sie auf ihr Werk.
So geht das Gefühl für Ordnung in Fleisch und Blut über und später kann es von ganz alleine erfolgen.
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