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  • AutorenbildMaren

Plätzchen backen und Sauerkraut

Kindheitserinnerungen sind für mich untrennbar mit Weihnachten verbunden. Dazu muss ich natürlich auch erwähnen, dass ich den größten Teil meiner Kinderjahre in einer Region verbracht habe, in der Weihnachten der Höhepunkt des Jahres war. Nirgends habe ich so viele Lichter gesehen, so viele Traditionen und Bräuche erlebt wie dort. Den Menschen ist das Weihnachtsfest heilig und es wird mit all seinen Sitten und Bräuchen gelebt. Für uns Kinder war es eine wundervolle Zeit. Wir waren mittendrin und umhüllt von einem Weihnachtszauber, den ich später so nie mehr erlebt habe.



Um den zweiten Advent kamen meine Großeltern zu Besuch. Traditionell haben wir für das Weihnachtsfest Sauerkraut hergestellt und Weihnachtsplätzchen gebacken. Tief in meinem Inneren habe ich den Geruch nach Dill und Wachholderbeerem gespeichert, der beim kleinsten Gedanken daran wieder wach wird. Meine Eltern haben diese Tradition von ihren Vorfahren übernommen und weiter in die nächste Generation getragen. Damals wurde das Kraut noch in einem großen Fass hergestellt. Dazu mussten die Kinder lange Strümpfe tragen und im Fass das Kraut stampfen bis es Wasser bildete. Zu meiner Kindheit haben wir das Ganze schon etwas verkleinert, in einem Steintopf zubereitet und mit den Fäusten gestampft.



Im Oktober kam mir die Idee, endlich diesen Brauch auch mit meiner Familie fortzuführen. Natürlich ist es günstiger ein fertiges Glas Sauerkraut zu kaufen, aber darum geht es nicht. Die Erinnerungen die ich damit verknüpfe sind geprägt von vertrauten und lustigen Gesprächen, der Arbeit und dem Gefühl des gemeinsamen Tuns und später natürlich auch dem "Ernten" und Verspeißen des eigenen Sauerkrautes an Heilig Abend. Das sind Dinge, die man beim Kauf eines fertigen Glases niemals erringen kann.

Also haben wir meine Eltern eingeladen, sieben Kohlköpfe bestellt und den Plätzchenteig eingerührt.



Es war herrlich meine Kinder bei einer Tätigkeit zu beobachten, die wir so viele Jahre selbst als Kind erlebt haben. Sie waren vollkommen dabei und haben das Kraut kleingeschnitten, gestampft und gewürzt. Auch die Plätzchen wurden mit viel Liebe ausgestochen und verziert. Es wurde gesungen, Musik gehört und zusammen erzählt.



All diese Momente werden auch meinen Kindern in tiefer Erinnerung bleiben. Ganz sorgsam beobachten sie jeden Tag das Aufsteigen der Bläschen im Sauerkrautfass. Stolz erzählen sie von ihrer Arbeit und wie anstrengend es ist, dass Kraut zu stampfen.



Für mich ist an diesem Tag eines klar geworden. Für meine Kinder möchte ich alte Traditionen wieder aufleben lassen. Unsere Welt ist so schnelllebig, manchmal auch ein wenig oberflächlich geworden, dass es umso wichtiger erscheint echte Erlebnisse zu schaffen. Sie müssen spüren, wie wichtig es ist unbeschwerte Zeit miteinander zu erleben, wie gelebte Bräuche die Menschen zusammenschweißen und ihnen zusätzlich ein Werkzeug an die Hand geben, dass ihnen niemand mehr nehmen kann. Nämlich dass Wissen über das Haltbarmachen von Lebensmitteln.



Es ist nicht wichtig, ob man Sauerkraut herstellt oder Plätzchen backt. Vielmehr geht es darum bewusst gemeinsam gelebte Zeit zu verbringen und etwas miteinander zu tun. Es geht darum Traditionen und Bräuche zu bewahren und weiterzugeben, wenn sie einem wichtig erscheinen.

Für meine Familie etabliert sich vielleicht in den kommenden Jahren ein uralter Brauch und wird auch meine Kinder dazu anregen etwas aus der Vergangenheit weiterzuleben.

Falls ihr euch für Herstellung von Sauerkraut interessiert, schaut mal unter "Ideen für die Winterzeit" vorbei, da gibt es die genaue Anleitung. Viel Freude bei der Herstellung und den gemeinsamen Erlebnissen.

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