Das kindliche Spiel ist so viel mehr als nur Beschäftigung. Häufig haftet ihm etwas Negatives an.
Dabei ist das Spielen dem Menschen angeboren und die Natur hat nichts eingerichtet, dass es wertlos wäre. Im Gegenteil. Das Spiel ist für den Menschen essentiel, um im späteren Leben auf die dadurch erworbenen Kompetenzen zurückgreifen zu können.
Manche Eltern würden ihr Kind lieber beim Wissenserwerb beobachten können als beim Spielen. Gerade deshalb boomen Frühfördergruppen und Lernprogramme. Dabei gibt es nichts, was auch nur annähernd so effektiv für Wissenszuwachs sorgt, wie das kindliche Spiel.
In Amerika und der Schweiz wurden Studien an Kindern durchgeführt, die zeigen, dass Kinder die früh gefördert wurden gegenüber Gleichaltrigen die einfach "nur" gespielt haben, in der Schule eher einen Nachteil hatten. Schnell zeigte sich, dass die Neugier und Entdeckerfreude signifikant geringer war. Kinder die keine oder nur wenige Frühförderprogramme besuchten, holten die "Wissenslücken" sehr schnell auf und überholten die anderen Kinder in kurzer Zeit.(vgl. M. L. Nüesch: Spiel aus der Tiefer, S. 12.)
Woran das liegt?
Ganz einfach: Kinder suchen sich nach Interesse und ihrem Entwicklungsstand entsprechend Gegenstände oder Spielzeuge aus, mit denen sie viele Stunden verbringen. Schon im Säuglinsalter können sie sich ausdauernd mit einem Lieblingsgegenstand auseinandersetzten. Dieser wird nach Form, Farbe, Gewicht, Größe,... untersucht. Ganz nebenbei entsteht hierbei ein Erwerb physikalischer Größen.
Im Gehirn werden all diese Informationen gesammelt und miteiander vernetzt. Diese dienen dem Menschen später zur Abstraktion. Im Schulalter sind Kinder dann fähig Informationen aus der Erfahrung aufzurufen und mit neuem Input zu verknüpfen. Nun müssen Gegenstände nicht mehr in den Mund genommen werden, um herauszufinden wie sie schmecken. Vieles ist dann einfach vorstellbar.
Warum weniger Frühlernprogramme?
In diesen Gruppen legen Erwachsene fest, was zu welchem Zeitpunkt das Thema ist und schulen Kinder dahingehend. Möglich ist dabei natürich auch, dass das Kind in seinem Entwicklungsstand noch gar nicht so weit ist und das Interesse gering bleibt. Gleichzeitig verlernen Kinder das selbtständige Spiel, da ihnen durch uns Erwachsene alles vorgegeben wird und sie sich gar nicht die Mühe machen müssen, etwas alleine zu suchen. Frühförderprogrammen gelingt es nie alles zu erfassen, was ein Kind beim eigenen Spiel erlernen würde.
Umgebungen schaffen, die spielanregend sind
Wir müssen uns also gar nicht ständig bemühen unser Kind zu fördern. Wichtig ist, dass es von uns Grundkompetenzen lernt, wie Schuhe binden, mit einer Schere schneiden oder eine korrekte Stifthaltung. Dafür müssen wir als Eltern sorgen aber auch das kann spielerisch und mit Freude entstehen. Ansonsten sollten wir einfach für ausreichend Zeit sorgen, die den Kindern zum selbstbestimmtem Spiel dient.
Wie ihr die passende Spielumgebung schafft und welche Spiele in welchem Alter maßgeblich sind, stellen wir euch in den kommenden Beiträgen vor.
Viel Spaß beim Ausprobieren und Weiterlesen!!
Literatur:
Nüesch, Maria Luisa: Spiel aus der Tiefe, K2 Verlag, 2012
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