Mit dem Beginn im Kindergarten kommen meist auch die ersten Schimpfwörter und Kraftausdrücke nach Hause. Nicht selten hören wir plötzlich in einem Streitgespräch eigen erfundene Wörter wie: "du Kackafrosch oder du alter Planzlerbär". Diese werden mit einer solchen Kraft und Wut durch den Raum geschleudert, dass man nicht selten zwischen Lachen und Entsetzen ist. Einerseits wirkt es urkomisch, wenn ein kleines Kind mit zwei Jahren plötzlich solche Wörter benutzt, andererseits aber auch erschreckend, wohin die Kleinen da gerade abdriften. Leider hilft es selten die Kinder einfach nur zu maßregeln und aufzufordern die Wörter zu unterlassen. Auch die Erklärung "das sind schlechte Wörter, die sagt man nicht.", zeigt kaum Wirkung.
Kinder benutzen genau wie wir Kraftausdrücke, um ihren Emotionen Nachdruck zu verleihen. Das merkt man auch daran, mit welcher Wut sie einem um die Ohren fliegen.
Es ist also ein sprachliches Ventil, um angestaute Gefühlen wieder loszuwerden.
Kindern ist meistens gar nicht bewusst, welche Bedeutung hinter den Worten steckt.
Natürlich beobachten und hören sie viel im Kindergarten, aber wir Eltern sind sicher auch nicht immer frei von Flüchen oder Schimpfwörtern. Oftmals fällt einem gar nicht mehr auf, was man in stressigen Situationen so von sich gibt und ist erstaunt, wenn man plötzlich gespiegelt wird.
Soll man die nun Kinder einfach schimpfen lassen, damit sie ein Ventil für ihre Gefühle finden?
Nein, natürlich nicht. Sie müssen ja lernen welche Wörter man wann verwenden kann. Es wäre schlimm, wenn sie es für natürlich halten, dass man andere beleidigt oder seiner Wut mit Fäkalsprache Ausdruck verleiht.
Wir Eltern können jedoch Vorbild sein und uns bewusst werden was wir sagen. So lernen unsere Kinder durch Nachahmung. Wenn wir uns gegenseitig liebevoll auf die Verwendung von Kraftausdrücken hinweisen, kann man schon bald sein Vokabular kindgerechter gestalten.
Wenn man den Worten nicht allzuviel Bedeutung zuspricht, sondern liebevoll auf das Kind und seine Nöte eingeht, verschwindet der ein oder andere Wutausdruck von ganz alleine. Bei uns kamen nach einer Quarantänezeit plötzlich völlig frei erfundene Schimpfwörter auf den Tisch. Man merkte, dass die lange Zeit zu Hause und die wenige Bewegung einiges angestaut und kein Ventil gefunden hatent. Es hat einige Wochen und viele Waldspaziergänge gedauert, ehe auch das Vokabular wieder salonfähig wurde. Besonders hilfreich ist auch ein Ventil im Toben, Klettern, ganz laut schreien dürfen im Wald oder im Kneten zu finden. Dadurch können die negativen Gefühle wieder abfließen und das Kind zur Ruhe kommen.
Mitgebrachten Schimpfwörtern aus dem Kindergarten kann man begegnen, indem man erklärt, dass diese nicht schön klingen und man Alternativen anbietet. Für "das ist scheiße" kann man "das ist aber blöd/ ärgerlich" verwenden. Natürlich liegt hier auch die Kraft in der Wiederholung. Einmal gesagt, erziehlt bei Kindern noch keine Wirkung. Man sagt, dass Kinder Etwas bis zu 42 mal hören müssen, um es zu verinnerlichen.
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