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Die heilende Wirkung des Spielens

Autorenbild: MarenMaren

Je aufreibender und stressiger der Alltag ist, desto mehr geraten die Kinder aus ihrem inneren Gleichgewicht. Immer wieder spüren wir das, wenn es um uns herum schier endlos schreit und quengelt. Kein Spiel ist möglich. Geschwister suchen ständig den Kontakt zueinander aber reagieren schnell aggressiv aufeinander, sodass ein ständiges Einschreiten von Nöten ist.

Erlebt man solche Tage, hilft es manchmal den Familienalltag zu reflektieren. Nicht immer sind das die Auslöser. Nicht immer können wir den Problemen auf die Spur kommen, doch sehr häufig gelingt es alleine durch das Wahrnehmen des stressigen Tages und ganz intensiven Ruhepausen für die ganze Familie wieder Gelassenheit und Zufriedenheit in den Alltag zu bringen.

Wenn bei uns die Welt aus den Fugen gerät habe ich inzwischen festgestellt, wie heilsam das Spiel der Kinder sein kann. Sobald alle Termine aus dem Tag oder Wochenende verbannt wurden, kommen die Kinder immer mehr zur Ruhe und finden ganz alleine in ein Spiel.



Das vertiefte Spiel hat eine heilende und entsressende Wirkung. Die Kinder verarbeiten darin ihre Erlebnisse und finden ein Ventil für angestaute Gefühle. Je mehr Ruhe sie darin finden können, umso intensiver wird das Spiel und umso schneller findet ein Ausgleich im Gemütszustand statt. Auch ein klarer Tagesrhythmus und entspannte Schlafenszeiten finden nach und nach wieder Einzug.


Friedrich Fröbel drückte den Zustand des Spielens dahingehend einmal sehr treffend aus: "Das Spielen ist der höchste Ausdruck der menschlichen Entwicklung in der Kindheit, denn nur es allein zeigt, was in der kindlichen Seele vorgeht. Es ist das reinste und geistigste Erzeugnis des Kindes, und gleichzeitig ist es ein Bild des Menschenlebens auf allen Stufen und in allen Beziehungen. Demjenigen, der einen tieferen Einblick in die Menschennatur hat, offenbart sich in dem vom Kinde frei gewählten Spiel der ganze zukünftige Lebensweg."



Das intensive Spiel ist ein Ort in dem das Kind die Außenwelt in den Innenraum seines Seelenlebens hineinholt. Dabei bildet es all die Momente ab, die es erlebt hat. Die Guten, wie die Schlechten. Tatsächlich müsste man an dieser Stelle die Frage stellen, warum ein Kind auch schlechten Erlebnissen ein zweites Mal begegnen sollte. Doch genau hier beginnt die Verarbeitung. Das Kind war im Alltagsgeschehen diesen "schlechten" Szenarien ausgesetzt. Jetzt aber, im Spiel, hat das Kind die Kontrolle darüber und kann den Ausgang selbst bestimmen. "Was der Erwachsene ab der Pupertät nachts im Tiefschlaf vollzieht- nämlich die Verarbeitung der Tageserlebnisse, derenen Klärung und Einordnung unter dem Aspekt des Wesentlichen, des Bleibenden-, ebendas vollzieht das Kind unter der Hüllschicht seines Als-ob-Spiels." (vgl. R. Patzlaff: Sprache das Lebenselixier des Kindes, S. 372f)



Wir als Eltern können Kinder nicht dazu bringen zu spielen. Das muss aus ihnen selbst heraus entstehen. Wir können jedoch die Umgebung, in der ein vertieftes Spiel stattfinden kann, schaffen. Dazu können zu Beginn des Tages oder der Ruhephase gemeinsame Aktivitäten wie Backen, Geschenke verpacken, etwas Malen, Schreiben, Putzen u.v.m gemacht werden. Wichtig ist dabei, dass es echte Arbeiten sind bei denen wir ein gewisses Maß an Freude hineinlegen können. Manchmal ist es auch hilfreich in einem Raum zu verweilen, um erst einmal dem Kind die Ruhe zu geben, nicht ständig nach uns suchen zu müssen. Gestresste Kinder, die viele Termine und Ortswechsel hinter sich haben, benötigen erst einmal Zeit die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Dabei ist es hilfreich wenige Orte anzusteuern und in einem Bereich zu verweilen.





Ebenso zielführend ist es, wenn alle Multimedialen Geräte ausgeschaltet oder auf ein Minimum reduziert sind. Dazu zählt vor allem der Klingelton des Smartphones, welches uns in ständige Unruhe versetzt. Ganz langsam spürt man dann, dass die Kinder sich lösen und eigene Ecken für ihr Spiel suchen. Auch die kleinen Geschwister kann man einmal vom Spiel der Großen trennen und sie in eine andere Aufgabe einbinden. Je mehr Ruhe und Spiel entsteht, umso schneller suchen auch Geschwister den liebevollen Kontakt wieder zueinander und spielen gemeinsam.


Für uns ist das immer ein Zeichen, dass wir uns alle ab und zu Auszeiten gönnen müssen und nicht von einem Termin oder Besuch zum Nächsten hetzten können. Denn sonst entsteht eine derart angespannte Lage, die nicht allzu lange erträglich ist.



Literatur: Rainer, Patzlaff: Sprache das Lebenselixier des Kindes, Verlag: freies Geistesleben, 2017

 
 
 

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