Ein Besuch bei Oma und Opa und damit auch in der alten Heimat ist immer ein schöner Moment. Die Kinder freuen sich auf neue Gegebenheiten, viel Aufmerksamkeit und andere Spielsachen. Bei unserem letzten Besuch haben wir gemeinsam einen Ausflug durch unsere Stadt unternommen. Ganz bewusst haben wir historische Bereiche, wie einen Glockenturm mit Meissner Porzellanglocken, das Schloss und die Kirche oder den Marktplatz besucht.
Es ist spannend all diese Bereiche einmal wieder aus Kinderaugen zu betrachten. Sofort kommen Erinnerungen hoch, wie man selbst als kleines Kind den steilen Berg im Eiltempo hinauf gestiegen ist, um rechtzeitig in die Musikstunde zu kommen. Doch nicht nur die eigenen Erinnerungen sind besonders. Auch die Reaktionen der Kinder. Für uns Erwachsene sind die Gebäude, Sehenswürdigkeit in die Normalität übergangen. Ich würde fast behaupten, sie gar nicht mehr wirklich wahrgenommen zu haben. Doch mit den leuchtenden und begeisterten oder erstaunten Augen meiner Töchter, ist auch mir die Schönheit meiner Heimatstadt wieder bewusst geworden.
Spannend ist auch, Kindern Legenden aus der Heimatstadt zu erzählen und ihnen dazu historische Orte zu zeigen. Gerade im Alter ab 3 Jahren beginnt das bildhafte Vorstellungsvermögen und man spürt, wie Geschichten im Geiste lebendig werden.
Auch alte Gebäude wie Schlösser, Burgen oder historische Springbrunnen üben einen besonderen Reiz auf unsere Spösslinge aus. Gerade Kinder, die schon viele Geschichten über Prinzen und Prinzessinen gehört haben, können sie in den Räumen lebendig werden lassen. So verknüpft man die Realität durch das Anschauen der alten Gemäuer mit der Fiction aus Geschichten.
Manche Kinder reagieren jedoch auch etwas verängstigt auf die derart erhabenen Bauwerke und benötigen ein bisschen Zeit, den Blick für das Schöne zu schulen. Hier hilft es manchmal Zeit mitzubringen, sich gemeinsam mit ihnen etwas erhöht zu platzieren und einfach über Geschichten, die dort abgelaufen sein könnten zu erzählen. Schnell tauchen sie in ihre Fantasiewelt ein und nehmen die Mauern nicht mehr als bedrohlich wahr.
Es war für uns alle ein besonderer Vormittag. Meine Kinder haben ein neues Gefühl für alte, große und ehrwürdige Gebäude, Legenden und natürlich den Bezug zur Lebenswelt der Großeltern bekommen. Für mich war es ein Eintauchen in meine eigenen Kindertage, Erinnerungen und neue Erlebnisse in einer Welt, die ich glaubte so gut zu kennen und die mir schon manchmal fast gleichgültig geworden war.
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