In meinem letzten Beitrag habe ich euch ein paar Ideen vorgestellt, mit denen ihr alternativ zum Schimpfen reagieren könnt.
Ich finde jedoch, dass Erziehen ohne Schimpfen zwei wichtige Punkte beinhaltet.
Zum einen ist das ganz klar der andere Blickwinkel und Ideen, wie ich schwierige Situationen mit den Kindern anders händeln kann. Zum anderen ist es aber auch unsere innere Balance, die stimmen muss.
Sind wir jeden Tag am Hetzen und fallen abends todmüde aufs Sofa oder spüren wir immer mehr, dass für uns persönlich keine Zeit mehr bleibt, wächst die Unzufriedenheit und man kann nicht mehr mit aller Ruhe auf die vielen Probleme sehen.
Oft wachsen einem dann schon kleine Probleme über den Kopf oder man ist von dem alltäglichen Chaos im Haushalt so genervt, dass jede Streiterei unter den Kindern umso schwerer wiegt.
Mama im Dauereinsatz- wann kommt die Pause?
Gerade nach der Säuglingszeit unserer Kleinen, in der man als Mama im Dauereinsatz ist und häufig durch Stillzeiten noch sehr gebunden war, ist kaum Zeit für eine ruhige Dusche. Meist wird daraus schnell ein Dauerzustand.
Denn was sich einmal eingeschliffen hat, muss erst bewusst wieder verändert werden. Bewusst wird uns die fehlende Freizeit jedoch erst, wenn der Frust schon ziemlich hoch ist. In der Regel können wir das im Verhalten unserer Kinder ablesen. Unsere fehlenden Pausen kompensieren wir schnell mit Schimpfen und Meckern. Und das merken wir natürlich auch im Verhalten der Kinder, denn sie spiegeln uns.
Spätestens jetzt ist der Moment sich einmal die Frage zu stellen: Wann habe ich eigentlich das letzte Mal etwas für mich gemacht, ohne permanent die Uhr im Blick zu haben und nebenbei aufs Handy zu schielen, ob denn zu Hause auch alles klappt?
Muss man seine Wünsche für die Kinder alle hinten anstellen?
Natürlich können wir in gestresstem Zustand, weit weg von unserer eigenen inneren Mitte, nicht ewig zufrieden und ausgeglichen jedes Geschrei ertragen. Das geht eine Weile aber irgendwann merkt jeder, dass er dringend einen Gegenpol benötigt.
So gern wir auch mit Liebe für unsere Kinder da sind, so wichtig ist auch der persönliche Ausgleich. Wenn wir uns völlig verlieren übertragen wir unseren Frust meist ganz unbewusst auf die Kinder und das tut niemanden mehr gut.
Das Verrückte am Zustand Dauerstress ist, dass sobald sich eine Pause auftut, in der wir etwas Luft bekommen könnten, uns gar nichts einfällt was wir auf Anhieb tun könnten. Also verstreicht dieser Moment und wir sehnen uns weiter nach einer Pause und Zeit nur für uns allein.
Schreibe deine Träume auf Papier- so können sie nicht wegfliegen
Mir ging es ganz genau so. Ich habe mir lange vorgenommen, wenn das Kleinste mich nicht mehr so intensiv braucht, dann werde ich wieder etwas nur für mich tun.
Doch kaum war sie abgestillt, kamen auch schon die nächsten Probleme. Das Kind bekam Zähne und war anhänglich. Auch die anderen beiden glänzten mit Dauerkranksein. Jeder schön nacheinander, sodass jeder Hoffnungsschimmer auf eine kleine Freiheit in die Ferne rückte.
Das Gefühl der Frustration wuchs natürlich schnell.
Also überlegte ich, wie ich die Zeit sinnvoll nutzen könnte und meiner Freiheit zumindest entgegen gehen konnte.
In einem meiner Beiträge habe ich euch bereits über meine 5 Minuten Tagebuchschreiben berichtet. Seit Januar etwa schreibe ich 3-5 Dinge am Tag auf, für die ich dankbar bin. Irgendwann begann ich immer am Ende des Monates eine Liste mit Dingen aufzuschreiben, die ich gern einmal tun wollte.
Zuerst waren es pragmatische Dinge, die schon lange auf ihre Umsätze warteten und nach und nach gesellten sich Ausflugsideen, Dinge von denen ich träumte aber irgendwie nie umsetzte und Kurse die mich interessierten dazu.
In jeder kleinen Pause nutzte ich die Gelegenheit anstelle mich von Filmen, Serien oder ähnlich ablenken zu lassen, meine Träume und Ideen anzugehen.
Inzwischen mache ich wieder häufiger Yoga oder Pilates. Nehme mir Zeit einfach mal in der Natur eine Stunde zu sitzen und keine Verpflichtungen zu haben. Ich habe mich in der Bibliothek angemeldet und unzählige Bücher gelesen, die ich mir so nie gekauft hätte aber dennoch super aufschlussreich waren.
Mit guter Planung gelangen auch immer öfter Ausflüge mit Freundinnen ganz ohne Kinder, dafür aber vielen schönen Gesprächen. Ich habe meinen Kleiderschrank neu sortiert, mich mit der Möglichkeit auseinandergesetzt wie man welche Dinge kombinieren kann und vieles andere mehr. Es musste nicht immer einen tieferen Sinn ergeben, aber es hat riesig Spaß gemacht, weil es nur mit mir zu tun hatte. In dieses Augenblicken war nur ich wichtig. Manche Dinge waren freilich auch Irrwege aber allemal eine Erfahrung wert.
Der Partnerschaft neuen Raum geben
Auch die Zeit als Paar ist wichtig. Wie schnell verkriecht sich jeder nach einem anstrengenden Tag hinter seinem Laptob oder Handy und ist bis zum Schlafengehen nicht ansprechbar?
In meiner To do Liste nahm ich nun auch immer mehr Dinge auf, die ich mit meinem Mann gerne einmal erleben wollte.
Auch wenn nicht immer klar ist, wann wir was so schnell umsetzen können, so können wir nun jeden kleinen spontanen Freiraum nutzen, in dem zum Beispiel die Großeltern vielleicht zu Besuch sind, um uns für eine Stunde abzuseilen und mit dem Stand Up Paddle loszuziehen oder einen schönen Sommerabend mit einem Glas Wein an der Feuerschale verbringen.
Es gibt so viele kleine Momente, die uns auch unserem Partner wieder näherbringen und so zu unserer ganz eigenen inneren Balance beitragen.
Egal was wir tun, wenn wir mit Liebe und Geduld unsere Kinder großziehen wollen, brauchen auch wir einmal Zeit für uns. Wir müssen uns spüren und das Gefühl haben auch wichtig zu sein. Kinder wollen authentische Eltern, die mit Freude und Begeisterung am Leben teilhaben.
Seit ich meinen Wünschen wieder mehr Gewicht gebe, bin ich ausgeglichener, lebensfroher und genieße die Zeit mit den Kindern wieder intensiver.
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